Zuallerst natürlich Entwarnung, klar geht hier alles seinen indischen Gang. Planmässig gegen 11.30Uhr kam am Sonntag das Gepäck an, geliefert bis zur Haustür. Wir waren, wie sich das gehört, gerade frühstücken, also musste der Lieferfahrer etwas warten, was hier aber niemand weiter stört. Planmäßig.

Unplanmäßig hingegen die Invasion meines Laptops durch Ameisen. Die wissen Qualität zu schätzen, jedenfalls hat gleich in der ersten Nacht ein Stamm von Mini-Ameisen die Faszination der Technik entdeckt. Hat was, wenn man morgens den Laptop aufklappt und zwischen den Tasten immer wieder Ameisen rausschauen, als ob sie unerhörterweise beim Schlaf gestört werden.

Beim Schlaf stören, ich! Wo ich dach hier etwa 50% meiner Zeit mit schlafen verbringe. Sowas heißt Jetlag, schön dass es dafür hier ne Ausrede gibt. Weitere 50% der Zeit bin ich im Internet, schließlich sieht das von hier ganz anders aus. Und ich musste ja auch unbedingt noch kurz vor der Abfahrt nen neuen Server für meine Emails und so aufsetzen, der will natürlich jetzt erstmal gepflegt werden. Und dann bleiben etwa noch 50% für die wirklichen Abenteuer in Indien, was klar macht, dass die Zeit hier ganz schön knapp ist.

Gestern hab ich mich dann also das erste Mal allein zu Fuß Richtung Innenstadt begeben. So direkt nach der Mittagshitze, etwa gegen 15.30Uhr Ortszeit gings los. Ziel war ein grüner Park, den ich am Vortag schon mal aus dem Auto gesehen hatte, und so etwas Grün kann ja nie schaden. Nun, laufen hat ja was, verlaufen auch. Klar hab ich nicht wirklich damit gerechnet, dort anzukommen wo ich wollte, wär ja noch schöner ohne Stadtplan. Aber einen Versuch wars wert.

Statt ruhigem Park gabs daher das klassische Strassengewusel, nen Markt und endlich mal den intensiven Geruch indischer Großstädte. Einzigartig.

Da sowas nicht auf Dauer glücklich macht, gings abends mit ner Autoriksha zu ner Filmvorführung. War ein Film über die Fischer an den Küsten Indiens, die vom globalisierten Kapitalismus gefressen werden. Es lohnt sich, Touristenburgen direkt an die Küste zu bauen und es lohnt sich, den Sand aus dem Meer zu graben und zu verticken. Auch Atomkraftwerke an der Küste sind wirklich lukrativ. Dummerweise führt diese Verkapitalisierung der Küste zur Verdrängung der Fischer, weil die eben nur sich selbst ernähren und nicht wirklich viel Kohle für Unternehmen bringen. Aktuell werden durch diese Prozesse, meist unter dem Label Küstenmanagement, Millionen Fischer ihrer Existenz beraubt.

Was ihnen selbstverständlich nicht passt. In einer kräftigen Gewerkschaft organisiert, engagieren sie sich nun gegen die Managementpläne, auch wen es das klassische DavithGoliathScenario ist. Nach dem Film und ner interessanten Diskussion über Optionen und Wege gings dann wieder per Riksha nach Hause. Insgesamt ein spannender Tag, gerade die unterschiedlichen Positionen in der Diskussion nach dem Film haben mir nen neuen Einblick in die sozialen Bewegungen hier gegeben (http://www.alakal.net/ http://www.keralafishworkers.org)