September 2007

Monthly Archive

on the long run

Posted by on 24 Sep 2007 | Tagged as: ... ? ..., India 07+

Hi, was habt ihr erwartet! Ich bin busy, wenn sich auch schönen Dinge mit Arbeit gerecht die Tage aufteilen, so bin ich doch die letzte Woche wirklich nicht dazugekommen zu schreiben wie’s mir ergangen ist. Dabei ist so viel passiert, aber immer gabs noch was neues. Und eigentlich hab ich auch jetzt keine Zeit, ist schon wieder fast Mitternacht und ich will ja eigentlich noch ne Projektbeschreibung für WLAN in ländlichen Regionen machen. Aber das passiert dann eben morgen früh. Erstmal die neugierigen ReiseberichtleserInnen befriedigen. 😉

Also, kurzer Überblick, letzte Woche bin ich zuerst mit Dinesh zu seiner Schwester nach Tumkur, etwa 40km außerhalb Bangalores um mit der Familie den Geburtstag Ganeshas zu feiern. Dineshs Schwester – eine echt angenehme Person – ist Unternehmerin, und entsprechend dick war das Gelände dort und auch die Feierlichkeit. Viele Leute, eben alle möglichen Familienmitglieder. Ganeshs Geburtstag ist zu vergleichen mit Weihnachten bei uns. Viel essen, statt Weihnachtsbaum ne Ganesh-Tempel-Ecke und Familie hier, Familie da.

Nun, letzteres wohl etwas mehr als bei uns. Insgesamt etwa 50 neue Leute, etwa 10 neue Götter und allerlei anderes spannendes kennengelernt. So wird beispielsweise zuerst die Kobra gefüttert, also etwas essen und so auf einen Sandhügel gegeben. Fleissig dabei ne Glocke geläutet. Danach wird noch an nem anderen Tempel im Garten halt gemacht, auch dort fleissig essen verteilt. Und dann gehts ab zu Ganesha, der – klar, ist ja ein Elefant – auch nicht grad wenig abbekommt. Was die Götter nach ner Weile nicht aufgegessen haben, wird unter den Anwesenden verteilt, hmmm.

Nunja, nach soviel schweren Ritualen nochmal schnell ein Ausflug in die Berge der Umgebung, und dann wars aber auch Zeit ab nach Pondicherry zu fahren. Super Busfahrt mit nem Sleeper-Bus, kann man beim einschlafen aus dem Fenster schauen und die indische Welt an sich vorbeiziehen lassen. Pondicherry, super, französisch, grün. Und sonnig. Und ich dort, 6Uhr morgens. Gähhhn. Nun, leider konnt Hugo nich kommen, seine Mutter ist krank geworden und so hab ich zwei Tage allein den Ruhepol Indiens, wenn man das so nennen darf, genossen. Dazu gabs gratis Sonnenbrand, schicke Sandalen (jaja, fast gratis) und das Erlebnis, wie die Ganesha-Statuen nach Ende der Feierei (die mal drei, mal sieben und andernorts dreissig Tage dauert) im Meer versenkt werden. Aus Schlamm gemacht, zu Schlamm geworden. Schön. Schlammig.

Dienstag dann zurück nach Bangalore, an der Haustür grad noch Dinesh abgepasst, der hatte den Zug umgebucht für unsere Fahrt nach Puna und gehofft das ich noch anrufe. Hab ich nicht. Und er wollte grad los zum Zug. also gleich weiter, ab in Zug und mit geänderter Planung nach Belgam.

Belgam, ein Örtchen, na, ne Stadt Mitten in Karnataka, und dort macht Gopi seit 26 Jahren ein Projekt mit Schäfern und versucht, denen ne Option fürs weiterleben zu geben. Also alles was dazu gehört, medizinische Betreuung, auch für die Schafe, genauso wie Jobs für die Frauen der Schäfer. Spannende Projekte und ne interessante Gegend, mehr dazu gibs unter http://shramik.org.

 

Abends dann weiter nach Puna, schlappe 7 Stunden (erste unglaubwürdige Schätzungen des Fahrers beliefen sich auf 2 Stunden) Nachtfahrt und dann gegen halb 5 endlich im Hotel. Um 8 wieder raus, schliesslich warn wir auf ner Konferenz eingeladen und sollten über IT für ländliche Communitys sprechen. Am College of Agricultural Banking, alles BankerInnen selbstverständlich. Ok, paar NGOs waren auch vertreten. War aber ok denen mal Community-Lösungen statt Big Business zu präsentieren. Und die waren auch alle recht angetan, was immer das heißt. Und die ersten Connections zahlen sich schon aus, bis morgen mal nen Antrag für etwas Kohle schreiben, die solln mich ruhig mal finanzieren 😉

Puna, ja, dafür hatt ich dann doch noch zwei Tage Zeit. Die Stadt von Osho, und an einigen Stellen wirklich sehr angenehm dadurch. Meditative Ruhe, nunja, zumindest Ruhe, und angenehme Cafes, nette Leute, entspannend. Und dennoch im Umbruch, wie so vieles in Indien. Glasfassaden und zwischendrin immer wieder Ganesha, klar, wird ja immer noch gefeiert. Das Ambiente hat uns dann nicht nur zu nem Besuch ner Papierfabrik verleitet, sondern sogar noch unsere Kreativität herausgefordert, so dass aus zwei Lagen Papier ne wunderschöne Lampe geboren wurde.

 

 

Soviel des Guten, Zeit für die Reise nach Hause. Was Bangalore meint. Allerdings, nicht ganz nach Hause, auf dem Weg der ja auch mal eben 24 Stunden dauerte gings ja an Tumkur vorbei und da sind wir doch gleich noch mal von Asha, Dineshs Schwester, eingeladen worden. Sonntag gabs nen Rotary-Club-Lunch, da durften wir natürlich nicht fehlen. Nun, war schon etwas ungewöhnlich, sich nun das zweite Mal nach dem Banker-Kongress in Puna unter Anzugträgern zu bewegen, aber eben auch mal interessant. Immerhin gings ja da nicht ums big business, sondern um Wohltätigkeit, na, war schon interessant mal sowas aus indischer Perspektive zu erleben. Schulbänke für schulen gespendet, Ärzte geehrt die Behinderten zu der ihnen staatlich zustehenden Zahlung verholfen haben, all sowas. Und wieder mal fleissig gefuttert, klar. Der Rotary-Chef aus Bangalore hat uns dann sogar zurück nach Bangalore gefahren, ne Busfahrt gespart, super.

Na, alles in allem ein eindrucksvoller Ausflug, und als wir dann gestern hier angekommen waren, stand eigentlich nur noch gegenüber schnell was zu essen holen auf dem Plan. Na, Indien, mal wieder alles anders als geplant. Der große Tag, wo hier die meisten ihren Ganesha dem Wasser übergeben haben, und mächtige Party überall. Trommler, bunte blinkende Ganesha-Statuen, alles voll im Chaos, spannend. Ein eindrucksvolles Willkommensfest (Video-Impressionen: [1] [2]).

PS: Ich habs geschafft, nie wieder werd ich so lange nicht bloggen, bestimmt nich. Das geht ja auf keine Kuhhaut (!), und ich weiss gar nicht wen ich hier wie lange wovon abhalte, wenn ich soviel auf einmal schreibe. Dennoch, auch heut wieder Action. Indien hat im Twenty20-Worldcup gewonnen, die ganze Stadt dreht durch. Massen von Indern verfolgen das Speil vor den Fernsehgeschäften, die – klar – extra lange auf hatten. Und danach gabs Party, wir sind eben Weltmeister, ätsch! (Video-Impressionen [1] [2] [3]).

 

its raining again, oh noo!

Posted by on 14 Sep 2007 | Tagged as: ... ? ..., India 07+

hatt ich mir ja etwas anders vorgestellt. Indien. Sommer, Palmen, Sonnenschein (eitel!). Doch nee, seit Tagen regnets hier nachts, nun sogar schon am späten Abend. Und das obwohls, wenn dann mal tagsüber die Sonne scheint, ne irre Hitze is. Aber Abends säuft alles ab, sintflutartige Regenfälle würde das wohl in Germany heißen. Immerhin machts hier de Luft frisch und die Strassen sauber, selbst die Autos fahren endlich mal langsam durch die Stadt. Aber, Strom ist halb weg, Telefon geht grad auch nicht, der Hund ist auch weg, und ich möcht nicht wissen wie das Klima gegenüber in den plastikplanenbedeckten Hütten ist. Gut ein Dach über dem Kopf zu haben. So richtig überzeugen tut mich das allerdings nicht, dass ich in anderthalb Wochen mein Motorrad aus Goa holen will, aber bis dahin wird sich schon noch was tun hier. Hatte das indische Wetter irgendwie anders in Erinnerung.

Nun aber mal weg vom Wetter und hin zu den Sportnachrichten, da gibts einiges zu berichten. Vorgestern, ja, vorgestern, so lang ist das her seit ich das letze mal was geschrieben hab, war ich ganz sportlich zu Fuss im Botanischen Garten von Bangalore. Und, weil das so schön ist mit dem link auf wikimapia, gibs auch gleich noch ne Positionsbeschreibung von mir, hier sitz ich grad und schreibe. Also, im Botanischen Garten, und endlich war klar, wo die Gartenzwerge wirklich herkommen. Nach dieser erschütternden Neuigkeit musst ich erstmal ne Weile im Park Luft schnappen, die ist dort wenigstens mal gut. Abgesehen davon gibs leider auch dort zuviel Plastikmüll, überall liegt was rum, man hätte diesen Plastikscheiss nie erfinden sollen!

Da hilft nur den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, was ich dann auch tat und dabei Bangalore Downtown entdeckte. Ne richtig schreckliche Hochhausfassade, wow. Kingfisher (macht Geld durch Bier und Flüge mit Minirockstewardessen, wirklich) sein dank.

Am nächsten Tag also mal wieder ein Versuch, in die Innenstadt zu gelangen. Klar, diesmal mit Autoriksha, wollt ja auch mal ankommen und bei dritten Versuch war da auch einer der das TaxiMeter nutzen wollte. Angekommen in downtown, erstmal rein in nen Park, und schon der nächste Schock. Banaglore hat ne Pioniereisenbahn, die im Park rumfährt. Was bleibt eigentlich vom Abenteurertum, wenn hier alles wie zu Hause ist?

Das Zentrum von Bangalore, nunja, ist nicht wirklich überzeugend. Sehr westlich, glänzende Ladeneinrichtungen neben typisch indischen Shops, hier wirkt die Verdrängung der lokalen Händler durch große Marken und Kaufhäuser wirklich krass. Also, wenn ich mal ne Pause von Indien brauch und mich nach Deutschland sehne, gehts entweder zu meinemn Gartenzwergen oder shoppen in die Innenstadt. Hier herrscht wenigstens Ordnung, da kann Alexa nur neidisch werden 😉 Glücklicherweise, klar, fings gleich an mit regnen, so dass ich mir die Glasfassaden nicht weiter anschauen musste.

Aber soweit ist ja noch lange nich. An Indien gewöhnt, werde ich nun erstmal raus in die Natur fahren und dann morgen den Geburtstag von Ganesh feiern. Überall laufen schon die Vorbereitungen, und ich freu mich natürlich auch mal etwas mehr als nur die Town zu sehen. Danach gehts Samstag, so der Plan, nach Pondycherry an der Ostküste Indiens, dort treff ich hofentlich Hugo, mit dem ich letztes Jahr durch Indien gereist bin, wieder. Mal sehen…

becoming indian

Posted by on 11 Sep 2007 | Tagged as: ... ? ..., India 07+

Zuallerst natürlich Entwarnung, klar geht hier alles seinen indischen Gang. Planmässig gegen 11.30Uhr kam am Sonntag das Gepäck an, geliefert bis zur Haustür. Wir waren, wie sich das gehört, gerade frühstücken, also musste der Lieferfahrer etwas warten, was hier aber niemand weiter stört. Planmäßig.

Unplanmäßig hingegen die Invasion meines Laptops durch Ameisen. Die wissen Qualität zu schätzen, jedenfalls hat gleich in der ersten Nacht ein Stamm von Mini-Ameisen die Faszination der Technik entdeckt. Hat was, wenn man morgens den Laptop aufklappt und zwischen den Tasten immer wieder Ameisen rausschauen, als ob sie unerhörterweise beim Schlaf gestört werden.

Beim Schlaf stören, ich! Wo ich dach hier etwa 50% meiner Zeit mit schlafen verbringe. Sowas heißt Jetlag, schön dass es dafür hier ne Ausrede gibt. Weitere 50% der Zeit bin ich im Internet, schließlich sieht das von hier ganz anders aus. Und ich musste ja auch unbedingt noch kurz vor der Abfahrt nen neuen Server für meine Emails und so aufsetzen, der will natürlich jetzt erstmal gepflegt werden. Und dann bleiben etwa noch 50% für die wirklichen Abenteuer in Indien, was klar macht, dass die Zeit hier ganz schön knapp ist.

Gestern hab ich mich dann also das erste Mal allein zu Fuß Richtung Innenstadt begeben. So direkt nach der Mittagshitze, etwa gegen 15.30Uhr Ortszeit gings los. Ziel war ein grüner Park, den ich am Vortag schon mal aus dem Auto gesehen hatte, und so etwas Grün kann ja nie schaden. Nun, laufen hat ja was, verlaufen auch. Klar hab ich nicht wirklich damit gerechnet, dort anzukommen wo ich wollte, wär ja noch schöner ohne Stadtplan. Aber einen Versuch wars wert.

Statt ruhigem Park gabs daher das klassische Strassengewusel, nen Markt und endlich mal den intensiven Geruch indischer Großstädte. Einzigartig.

Da sowas nicht auf Dauer glücklich macht, gings abends mit ner Autoriksha zu ner Filmvorführung. War ein Film über die Fischer an den Küsten Indiens, die vom globalisierten Kapitalismus gefressen werden. Es lohnt sich, Touristenburgen direkt an die Küste zu bauen und es lohnt sich, den Sand aus dem Meer zu graben und zu verticken. Auch Atomkraftwerke an der Küste sind wirklich lukrativ. Dummerweise führt diese Verkapitalisierung der Küste zur Verdrängung der Fischer, weil die eben nur sich selbst ernähren und nicht wirklich viel Kohle für Unternehmen bringen. Aktuell werden durch diese Prozesse, meist unter dem Label Küstenmanagement, Millionen Fischer ihrer Existenz beraubt.

Was ihnen selbstverständlich nicht passt. In einer kräftigen Gewerkschaft organisiert, engagieren sie sich nun gegen die Managementpläne, auch wen es das klassische DavithGoliathScenario ist. Nach dem Film und ner interessanten Diskussion über Optionen und Wege gings dann wieder per Riksha nach Hause. Insgesamt ein spannender Tag, gerade die unterschiedlichen Positionen in der Diskussion nach dem Film haben mir nen neuen Einblick in die sozialen Bewegungen hier gegeben (http://www.alakal.net/ http://www.keralafishworkers.org)

my way out

Posted by on 08 Sep 2007 | Tagged as: ... ? ..., India 07+

the pope arrived same time like me in Vienna
Nun, auf denn. Hab ich mir gesagt. Gestern früh. Unterstützt von Andrea, Bine und Gerry mit Kaffee gegen halb Acht morgens mitten auf der Kastanienallee Kaffee getrunken, zum Flieger geeilt und planmäßig mit ner Propellermaschine meine Reise begonnen. Zwischenstopp in Wien, hier wollte der Papst unbedingt noch meinen Rucksack segnen, weshalb echt ziemliches Chaos überall war. Ich fands ja etwas übertrieben, gerade wo ich von alten Herrn ja nicht grad so viel halte (er hats auch vermasselt, aber dazu später mehr)Austrian Airlines, das ist Luxus und Alkohol in der economy Klasse. Entsprechend war die Reise nach Mumbai/Bombay wenig spektakulär, aber wenn man das bei über 6 Stunden so sagen kann recht gemütlich. Das Filmprogramm verlockt aber eher, aus Indien zurückzufliegen als in meine Richtung zu reisen, nunja, schlafen ist ja auch gut.

In Mumbai dann Regenwetter und 32Grad. Schön. Nach der ‚langwierigen Immigrationsprozedur‘ (Zitat rough guide), die gerade mal 5 Minuten dauerte aufs Gepäck warten und los. Und los. Nee, noch nicht, warten. Und warten. Und warten. Und realisieren, dass der Papst wohl nur geschafft hat den Rucksack aus dem Flieger zu holen, nicht aber ihn auch wieder reinzupacken. mannmannmann. Der ist einfach völlig verpeilt, kommt extra aus Rom aber wirklich auf den letzten Drücker und dann sowas.

Jedenfalls stand ich nun ohne Gepäck in Mumbai, nunja, spar ich mir wenigstens das Tragen. Und angeblich wirds nach Hause gebracht, also zu Dinesh, werd ich sehen. Blieb mir also eine erste Nacht auf dem Flughafen in Mumbai, nen gutenmorgen-Flieger nach Bangalore hatte ich gleich nach der Ankunft gebucht. Natürlich mit dem üblichen Spass, Leute zeigen dir ihren Ausweis als Flughafen Assistant, erklären Dir dass der ‚Domestic Airport‘ wegen nem Terrordingsda zu ist und es erst morgen Abend wieder Flüge gäbe. Sie haben natürlich ein Programm bis dahin, Hotel hier und Besichtigung da, echt günstig und es gibt ja eh keine andere Lösung. Außer, ja, außer schön skeptisch zu bleiben und immer weiter rum zu fragen. Wer selbst fragt erwischt eher Leute, die nicht drauf aus sind mit der Antwort Kohle zu verdienen.

Also Nacht durchgemacht, in der Wartehalle Klimaanlage, draußen eklige schwüle Hitze. Nachts. Nix wie weg hier. Was früh auch ganz planmäßig gelang. Dann ankommen in Bangalore, mit ner Autoriksha zu Dinesh, nix einfacher als das. Klar, nicht an der richtigen Stelle gebucht und den ‚das meter beibt aus‘-Effekt gehabt, aber beim zweiten Fahrer hat auch das einigen auf den Preis geklappt.

Nun, alles neu. Um mich herum Gehupe, Lärm, Gerüche, leichte schwüle Wärme (es regnet hier nicht) und das Gefühl, nach einer langen Reise in ganz vertrauten Gefilden angekommen zu sein. Schön, die erste Etappe ist also geschafft.