Hitze, genau. Das Motto der letzten Tage, ein Ausflug an die Südküste Indiens nach Tamil Nadu gibts grad nur in Kombination mit 36 bis 40 Grad, Mittags, zugegeben. Abends wirds kühl, da macht ein T-Shirt schon Sinn, tagsüber ists nur kulturelle Zwangsadaption. Nun, außer Schweiß ne Menge erlebt, schwer alles zu fassen.

Schon am Anfang der Reise gings mit der Action los. Klassisch indisch zu spät bei Dinesh in Bangalore aufgebrochen, während der Fahrt zum Bahnhof Stau, Zielbahnhof geändert und auch dort zehn Minuten zu spät angekommen. Der Zug hatte allerdings auch Verspätung, wir also auf dem Bahnhof und der Zug grad noch auf Gleis 2. Zwei! Tunnel oder Brücke? Genau, indisch, quer über die Gleise, in der Ferne ein Zug auf Gleis 1, spontaner Sturz zwischen den Gleisen, nix getan, Brille suchen im dunkeln, prima Inder mit guten Augen, ab in Zug und los. Wow. Nächstes mal unbedingt eher, naja, vergesst es.

Tags drauf, also Dienstag, Ankunft in Tarangambadi, Tamil Nadu. Schon gegen 8 unglaubliche Hitze, naja, is eben recht südlich hier. Grund unseres Besuchs ist ein WLAN-Netzwerk an der Küste. Nach dem Tsunami, der hier nicht nur ne Menge Leben gefordert hat, sondern auch die Basis für krasse Umsiedelungen unter dem Label Küstenschutz bot, wurde dieses Netzwerk gemeinsam von ner NGO, die sich um den Neubau von Häusern kümmert und ner Community von Fischern entlang der Küste aufgebaut. 140km, 14 Tower die das Netz bilden. Ne ganze Menge, aber auch nicht mehr. Sauteuer, aber Geld war damals eben da, aber nun wärs eben schön da lokal was draus zu machen, low.cost.

Nun, klingt alles ganz super, allerdings waren die Gespräche weniger ‚wie legen wir jetzt los‘ denn ‚worum gehts hier überhaupt‘-orientiert. Klar, muß auch sein, Dinesh hatte aber genau wie ich den Eindruck dass die Leutchen dort schon im Vorfeld informiert wurden sein sollten, gewesen worden wären, oder so ähnlich, na, war aber eben nich so. Also mal schauen was draus wird, alles offen.

Dann nach Pondycherri, und in Auroville Jason getroffen, der dort an ner Schule arbeitet und ein Treffen mit ner lokalen WLAN-Gruppe angeleiert hat. Zuerst in der Schule viele interessante Leute getroffen, u.a. Mano, mit dem ich Geschichten aus Berlin austauschen konnte. Die Welt ist klein, und so bot sichs an über die Kastanienallee, besonders die 71 (na? genau, Heilsarmee) zu labern und was aus allem geworden is. Allgemein scheint Auroville ein interessantes Plätzchen, so ne Art besetztes Haus, nur in groß. Und die Idee, vielleicht mal ein Plenum mit 170 Leuten zu erleben, hat ja auch was.

Probleme sind im großen wie im kleinen, Veränderungen des Zusammenhalts, Probleme im Diskussionsstil (broken english machts nich besser), aber dennoch scheints irgendwie zu funktionieren. Und der erste Eindruck ist überwältigend, macht Lust auf mehr.

Das WLAN-Meeting war dann auch klasse, dort wird ein Netz mit 6-7 oder wasweissich wievielen zentralen Knoten betrieben, etwa 150/200(?) Nutzer hängen dort per WLan dran. Allerdings nich mit nem Accesspoint, was die Administration schwieriger macht. Aber Accesspoints sind teuer für die Verhältnisse hier, wär nich wirklich ne Option. Probleme, oder besser, Herausforderungen gibs einige, so bricht das Netz bei kräftigem upload regelmässig zusammen. Schwer zu sagen worans liegt, hidden nodes ? Jedenfalls würden die Leutchen sich dort freuen, wenn ich mal für ne Weile vorbei schaue, und, ihr merkt es, ich würd auch gern mal etwas mehr dort reinschnuppern und gibt wohl auch ne Menge zu tun und zu lernen.

Auroville, geplant als eine Vision des friedlichen Zusammenlebens, im nächsten Jahr vierzig, also etwas älter als ich, vielleicht passen wir zusammen? Und momentan merk ich, dass ich Bangalore nicht wirklich vermisse. Indische Städte sind echt wirklich mein Ding, das war ja von Anfang an klar. Ein konkretes Projekt ist (noch) nicht in Sicht, wenns was in Tamil Nadu zu tun gibt ist das gleich hier um die Ecke, also los. Plan update: zurück nach Bangalore, dort noch paar Sachen mit Dinesh machen, dann nach Goa Motorrad holen, und dann in drei/vier Wochen für ne Weile Auroville testen. Und endlich wieder aktiv was machen, WLAN hacken, yeah!

PS: Zwar nicht Motorrad gefahren, dafür Scooter, und baden war ich nun endlich auch. Ganz schön warm das Wasser, ätsch 😉