März 2008

Monthly Archive

its not fair

Posted by on 23 Mrz 2008 | Tagged as: ... ? ..., India 07+

Wirklich. Schließlich denkt ihr alle dass hier die absolute Hitze herrscht während ihr mit Handschuhen Ostereier im Schnee sucht. Aber in Wirklichkeit ist hier ein typisch deutscher Sommer angebrochen.

Und das kam so: zuallererst wurde mir wieder und wieder versichert, dass ab März Sommer ist hier in Trivandrum und dann wirklich die Hitze abgeht. Es war vorher schon nicht auszuhalten, ich rechnete mit schmelzenden Plaste-Verkehrsschildern und Eis-essenden Kindern, die in die allgemeine Sommerhysterie mit Sommerferien einzustimmen planten.

Um ehrlich zu sein, die Kinder sind die einzigen, die sich an den Plan gehalten haben. Sie haben Ferien und essen Eis, ab und zu gibts auch Kindergeburtstag.

Hingegen, das Wetter, das ist deutsch. Es regnet. Und regnet. Und macht mal Pause. Und regnet dann wieder. So lässt sch zwar die Temperatur aushalten, aber was zur Hölle will ich mit nem Motorrad wenns hier ständig regnet? Wie soll ich am Strand rumliegen und Cocktails trinkend Netzwerke administrieren? Das hatte ich mir anders vorgestellt, wirklich.

Nun, nachdem ich letze Woche auf ner Technoparty war – jaja, waren etwa vierzig Männer und vier Frauen anwesend, dazu zwei Uniformte Wachschützer und zehn Kellner. Das ganze aufm Hoteldach, naja, ich hab getanzt, bis ich aufm Heimweg – um 11pm war ordnungsgemäss Feierabend – wieder nassgeregnet wurde.

Aber nun bin ich vom Weg abgekommen, wollt doch eigentlich schreiben dass ich hier kaum noch raus komm und eigentlich die Momente im Freien zählen kann. Letzten Sonntag kurz hier in die Nähe nach Villapilshaala gefahren, Sughata aus Bangalore war hier in ner Ajurvedischen Klinik. Und zufälligerweise waren dort ne Menge Bauten von Laurie Baker, eindrucksvoll. Und auch super, mal ne Weile mit Sughata zu labern… Klar kannten mich die Leute aus der Zeitung vom Vortag 🙂

Dann die Woche mal wieder mit Sitzungen, Meetings, Sessions und Diskussionen verbracht. Das Netzwerk, zu dem ich hier mal als IT-Consultant (!) meinen Kommentar abgeben soll, is wirklich in nem krassen Zustand. Anspruch und Wirklichkeit treffen in einer mit blossem Auge zu sehenden Supernova aufeinander. Dinge wie bla oder blubb bestimmen dann die Abende, nicht wirlich indisch, zugegeben.

Und wenn dann mal ein echtes Festival von großem Unterhaltungswert geboten wird, dann findet das natürlich nicht in Kerala statt. Holi, das Frühlingsfest, wo sich alle gegenseitig mit Farbe beschmeißen, gibts überall sonst, nur nich hier. Na, hoffentlich gibts morgen wenigstens bunte Ostereier, wär aj auch ein bunter Frühlingsevent. Ich werd auf jeden Fall alles absuchen und hier berichten.

Mission connectivity

Posted by on 15 Mrz 2008 | Tagged as: ... ? ..., India 07+

… die Tage rennen dahin, und ich merke manchmal gar nicht wie viel sich bewegt.

Zuerst, und diese news ist nun auch schon nicht mehr new, eine traurige Nachricht die mich aus Deutschland erreichte. Joseph Weizenbaum ist vor anderthalb Wochen gestorben – einer derjenigen Informatiker, die mit ihrem Wirken ganz entscheidend meine persönliche Entwicklung geprägt haben. Nachdem während meines Informatikstudiums mehr und mehr Zweifel an der Perfektion einer schönen neuen IT-Welt aufkamen, war er es, der deutlich machte, dass Kompetenz Grundlage für Kritik sein kann und muss. Mehrmals hatte ich die Gelegenheit, Weizenbaum selbst in Deutschland zu erleben und seine unterhaltsame Art, politisch eindeutig Position zu beziehen, schätzen gelernt. Er hat sein Leben seinen Idealen gewidmet, und das war gut so.

Doch zurück nach Indien, wo – wie woanders wohl auch – Menschen mit Idealen für alles mögliche missbraucht werden. Neulich, auf dem Weg zum Institut wo ich grad versuch das Netzwerk zu reaktivieren, warb Ghandi für Elite-Gärten. Was er wohl denken würde wenn er das sehen könnte? Vermutlich hätte er ein Copyright auf sein Bild machen lassen und wenigstens kräftig Kohle gemacht. Oder auch nicht, wer weiss. Großartig, jedenfalls.

Großartig, und diesmal wirklich und ehrlich, war mein letzter Presse-Auftritt. Kam neulich ne email mit ner anfrage ob ich nich ein Interview für die Wochenendbeilage von ‚Hindu‘ geben kann. Wenn sich Pressefritzen melden werd ich natürlich skeptisch, aber die Zeitung ist gut, wohl die brauchbarste Tageszeitung hier, also zugesagt.

Dann mit Vishnu getroffen der von Gopal – den ich neulich in Delhi getroffen hatte – über mich erfahren hatte. Netzwerke. Funktionieren. Und, Vishnu ist ein angenehmer Zeitgenosse. Er studiert Elektro-Engineering und schreibt nebenbei für die Zeitung, um später mal nachweisen zu können das er mehr als Elektrobasteln kann. Und gut hat er das gemacht, wow. Okok, ein paar kleine Details kommen nicht hin, aber was solls. Und wieso hab ich eigentlich ne skurrile Brille?

the missing link

Posted by on 02 Mrz 2008 | Tagged as: ... ? ..., India 07+

Es muss ja mal gesagt werden. ich bin Atheist. Langweilig, nichts besonderes. Eigentlich.

Aber in indischen Bahnen ist das schon was besonderes. In indischen Bahnen, also in denen, in denen ich mich bewegt habe. Zwei Tage lang, wie lächerlich verglichen mit einer Fahrt von Moskau nach Sibirien. und auch überraschend anders.

Während ich mich noch gut an den Alkoholkonsum und die absolute Geschäftigkeit der mitreisenden Russen vor zehn/zwölf Jahren erinner, und während ich mir wenigstens die Geschäftigkeit genauso vorgestellt hatte, gabs nix dergleichen.

Nun, ich erinner mich noch, wie russische Omas fünf Tage lang Socken stricken und verkaufen, bis der halbe Zug Omis Socken trägt. Und wie Mitten in der Nacht – das war im Zug nach Usbekistan – der große Deal geschlossen wurde und mindestens zwei Tonnen Zuckermelonen aus dem Zugabteil geladen worden, nunja, wenns der Markt will…

Nicht dagegen in Indien. Hier herrscht Ordnung im Zug, ab und zu kommen Leute vorbei, die was verkaufen wollen, aber eigentlich hat die indische Mitropa alles im Griff. Es gibt essen nach Bestellung Mittags und Abends. Kaffee und Tee sowie Snacks immer zwischendurch. Und, wie sich das in Indien gehört, keine Mülleimer. Also, so durfte ich lernen, raus aus dem Fenster. Alles, was so übrig bleibt. (Wie machen die das eigentlich in der AC class?)

Das ist sie also, die Schule der Nation. Tatsächlich habe ich mich einmal schlechten Gewissens überreden lassen, das Aluminium-Plastik-Gemisch in Madhya Pradesh zu hinterlassen – danach war ich der einzige, der einen Müllbeutel benutzt hat. Aus deutscher Produktion, weiss gar nicht ob die sowas hier herstellen… Nun, der Tourist hat sich eben geoutet.

Und nochwas besonderes. Nein, nicht die Hitze, ich könnte darüber schreiben, aber das ist nix besonderes. Besonders war hingegen die Mischung der Religionen, direkt nebeneinander. Muslime, die in regelmässigen Intervallen den Kompass herausholen und Mekka suchen, Hindus, die ich nicht erkannt habe in meiner Nähe und Christen, die ein Abendgebet an ihrer Pritsche machen, bevor der Schlaf beginnt. Und alle nehmen aufeinander Rücksicht, wie das halt nötig ist auf so engem Raum. Wunderbar.

Nur, ein Prister, der mit mir geredet hat, konnte es nicht fassen, dass in Deutschland so viele Leute ungläubig sein sollen. Und das ich selbst, wahrlich, an nix glaube. Zumindest an keine Seele, nunja, wie erklär ich’s am besten? Also, ich hab mich gedrückt, hab nicht versucht den Priester von der Kraft des Individuums und vom Darwinismus zu überzeugen – sondern Rücksicht auf den Frieden im Zug genommen. Was weiss ich denn welche Strafe auf Ungläubigkeit heutzutage bei Christen steht, Verbrennung?

img jaceDa lob ich mir doch die interreligiöse Bewegung, über die wir zufällig in Delhi auf dem weg zur freed.in Konferenz gestolpert sind – und gleich vom Guru selbst willkommen geheissen wurden… aber wie gesagt, is ja alles gut gegangen. Und nun bin ich wieder in Trivandrum, zwei Tage, zwei Nächte, etwas Zugabe und dann endlich ne Dusche.