Zur See

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Santo Domingo

Posted by on 01 Feb. 2009 | Tagged as: Zur See

Ich habs wieder mal geschafft ans richtig Dicke Ende des Netzes zu kommen. Nicht für lange zugegeben, da ich natürlich abhängig von der Batterie meines Laptops bin. Komische Steckdosen die die haben hier. Aber lange genug, um euch wenigstens mal für die Grüße zu danken und im Gegenzug Bilder von meinen Rundreisen zum neidisch werden anzubieten (die Bildergallerie hat jetzt auch ne SlideShow, unter den Bildern in der Gallerie ist ein link…)

Grad bin ich nämlich in Santo Domingo, Dominikanische Republik und geniesse meinen ersten Sonntag seit zwei Monaten indem ich in einem verrückt luxuriösem Hotel endlich mal ausschlafe. Nachdem ich gestern Abend mal durch die Strassen gezogen bin um die Jugendkultur hier kennenzulernen.

Jugendkultur geht hier nämlich so, man besorgt sich ein dickes Auto, baut in den Kofferraum unglaublich überdimensionierte Boxen ein und fährt dann abends zu ner populären Gegend neben nem Alkoholladen. Dann kommen noch paar Freunde rum, andere machen das gleiche und so steht aller paar Meter ein Auto mit anderer Musik und anderen Leuten drumherum. Man quatscht und tanz wie in einer Disco, nur eben draussen.

Hin und wieder kommt die Polizei, mit schicken blauen und roten Leuchten aufm Dach und macht passende Lichteffekte. Und schickt diejenigen mit offenen Autotüren und dickem Musikteppich wieder zurück auf die Strasse. Nur, damit sich Minuten später die Musikrichtung und das Auto ändern, ein neuer DJ die Show übernimmt. Klasse.

Schön mal nen Eindruck von der Gegend hier zu bekommen, gelingt mir ja sonst nicht wirklich bei meinem Job. Macht auch mehr und mehr Spass, wenn man die Technik dann irgendwie doch am laufen hält, hat was. Jeder Fehler eine neue Herausforderung, und bisher bin ich damit ganz gut zurecht gekommen. Und mich so schon bis zur Halbzeit vorgearbeitet, nach meinen ersten zwei Monaten wechsel ich nämlich nun auf ein neues Schiff. Daher auch die willkommene Pause an Land, einen Tag frei, yeah!

Nun, neues Schiff, neues Glück. Und hoffentlich mehr Fleiss beim blog-schreiben, so kann das doch nicht weitergehen…

Zeitverschiebung

Posted by on 07 Jan. 2009 | Tagged as: ... ? ..., Zur See

Ja nun bin ich also schon das dritte mal in Panama. Und schon über nen Monat an Bord, unglaublich. Da wurde’s auch Zeit mal wieder frische Landluft zu schnuppern und vor allem die Mittagspause zu nutzen um im ersten Supermarkt am Platze (also der nächste von der Pier aus, etwa 150m) Süsses zu kaufen um mich selbst zu beschenken. Lecker, Cadbury Toffees, fein.

Das Angebt an Leckereien hier an Bord ist nämlich überschaubar. Zugegeben, alle die von euch schon Jahre auf Containerdampfern die Weltmeere kreuzweise gemacht haben würden in unserer Crewbar große Augen bekommen, mir selbst gehen Haribo und MundMs so langsam als einzige Zuckerquellen aufn Geist. Übrigens, auch finanziell ist eine Betrachtung der Süssigkeitenversorgung ganz interessant. So kann ich für 5 Euro ganz locker in der Crewbar ne Saalrunde an Drinks geben, was auch so üblich ist bei Betreten derselben. Fürs selbe Geld bekomm ich allerdings gerade mal eine Packung Haribo oder MundMs, okok, Familiengröße (man fragt sich immer wer in der Familie alles was abbekommt wenn man die Packungen sieht!).

Aber ich bin vom Thema abgekommen. Denn eigentlich wollt ich doch schreiben dass ich nun schon mehrfach in der Freiheit war, wenn man das „Draussen“ mal als solche bezeichnet. Durch Willemsburg auf Curacau gelaufen, nach zwei Stunden festgestellt dass das sicher mal ein gemütliches kleines Dorf war, welches nun durch parallel etwa 3 Kreuzfahrtschiffe die da immer mal liegen völlig eingenommen wird. Aber festen Boden unter den Füssen, Cola mit Eis im Strassen-Cafe und ein kaum vermeidbarer Blick auf Kreuzfahrtschiffe. Aber schön, wirklich. Und ich in Zivil, herrlich. Natürlich nicht lang genug, normalerweise würde ich warten bis die Schiffe ablegen und dann die Stadt erkunden 🙂

Sonst, ich hattes fast vergessen, gabs hier ne Silvesterparty. Mit Feuerwerk, klar. Aber danach etwas angetrunken übers Schiff laufen und niemand da der einen mit Knallern bewirft! Herrlich! Wo gibts sowas noch?

Als Kommunikationsmensch war ich natürlich dafür zuständig, dass eine Countdown-Uhr die übers Schiffsdeck projiziert wurde die Minuten Sekunden und so bis Mitternacht zählt. Ausgeführt wurde die Arbeit vom zweiten Kommunikationsmensch, und schwierig war sie deshalb, weil wir die Uhr ja nicht nur laufen lassen, sondern auch stellen mussten. Also wurde in einem Arbeitsmeeting am Nachmittag vom kompletten Kommunikationsteam ein Zeitvergleich mit allen verfügbaren Quellen vorgenommen, Gangabweichungen durch die Schiffsbewegungen wurden vorkalkuliert und letztendlich wurde die Uhr gestellt.

Um einige Stunden später falsch zu gehen.

Ok, nur ein paar Sekunden Abweichung zu wasauchimmer, aber doch genug dass wichtige Gäste sich in ihrer Feierlaune beeinträchtigt fühlten. Mann kauft ja keine tausend Euro teure Uhr nur um dann am einzigen Tag des Jahres, wo es auf die Sekunden ankommt im falschen Moment anstossen zu müssen.

Glücklicherweise haben wir uns an Bord vorher drauf geeinigt, dass alles nach meiner (unserer) Pfeife, äh, Uhr tanzt, und das neue Jahr begann genau im richtigen Moment. Die meisten werden gar nicht merken, dass dieses Jahr etwa 45 Sekunden kürzer ist als andere gleichartige, aber ich werd mich dran erinnern. Dass ich einmal in meinem Leben verantwortlich dafür war, wann alle anderen schlagartig zu Feiern anfangen. Herrlich, ein Hoch auf die Hierarchien!

alles neu

Posted by on 31 Dez. 2008 | Tagged as: ... ? ..., Zur See

Und immer noch ist alles neu, obwohl ich nun schon fast nen Monat an Bord bin. Nicht, dass hier die Zeit schneller läuft, aber trotzdem ist alles recht schnell vergangen. Ich hab mich zwar noch nicht wirklich an die Uniform gewöhnt, wird auch nie passieren, der auf dem Bild bin ich nicht! Aber sonst kenne ich nun schon einige der Abläufe an Bord. Und ich finde meine Kabine bereits selbst, auch ne Leistung! Und die CrewBar, klar.

Aber eigentlich, das ging recht schnell mit dem geographischen zurechtfinden. Und ich hatte ja zwei Wochen Zeit, mich mit allem vertraut zu machen. Uwe, der sich auf seinen verdienten Weihnachtsurlaub gefreut hat, hat mich eingearbeitet. Zwei Wochen, immerhin mehr als nix. Und, seit nun auch schon wieder fast zwei Wochen bin ich selbst verantwortlich dafür, dass hier alles läuft was auf so nem modernen Schiff an Kommunkations-Technik notwendig ist.

Das ist recht anspruchsvoll, schon weil es für mich als Neuling gut mal zwei Tage dauern kann bis ich herausbekomme wo welcher Schalter ist und wozu der da sein soll. Gibt zwar Pläne für (fast) alles, aber durchsucht mal die Kabelpläne von 13 Stockwerken nach den richtigen Details. Ohne Erfahrung dauert hier alles etwas, aber man hat ja Zeit eigentlich.

Denn was ich nicht heute schaffe, schaffe ich sicher morgen. So klar war mir das noch nie, aber hier an Bord wird jeden Tag gearbeitet. Jeden Tag, egal ob Sonn- oder Feier- oder Montag. Immer heisst es früh um 7 aufstehen, immer heisst es abends 18Uhr Abendbrot. Nur das Auslaufen des Schiffes bringt etwas Abwechslung in den Alltag, da muss ich zu unterschiedlichen Zeiten prüfen ob alles o.k. ist auf der Brücke. Also auch mal nach 18Uhr, oder davor. Damit wir sicher auslaufen können. Und zwischen 18Uhr und 7Uhr hab ich Bereitschaft, wenns piept darf ich auf die Brücke rennen…

Nun, die Regelmässigkeit der Abläufe ist krass, klingt etwas wie Knast und fühlt sich manchmal auch so an. Aber ich sollte nicht klagen, prinzipiell habe ich schon ’ne Menge Freiheiten. Ich kann an Land, wenn meine Arbeit das zulässt und ne Vertretung da ist. Und das werd ich demnächst auch mal machen, bisher war immer irgendwas los, nach 4 Wochen Karibik noch keinen Schritt an Land gemacht. (Upps, gerade eben doch mal für 20 Minuten raus, yeah)

Ansonsten ist das Leben an Bord ok, die Kollegen sind nett, ich komm mit den meisten gut klar (meist geh ich ganz gerne hin, doch da bleibt so ein Gefühl…). Oben bei den Gästen treib ich mich nicht so gern rum, ist mir zu formal und ich fühl mich nicht wirklich wie in meiner Freizeit wenn ich da in Uniform rumlaufen muss. Für die Crew gibts ne CrewBar, die ist ganz ok. Nicht wirklich originell, aber es gibt billig Alkohol (Becks, Radeberger). Also etwa so wie ne 0815-Eckkneipe in nem Aussenbezirk. Und weil jeden Tag Kneipe auch nicht so doll ist, verbring ich die Abende oft auf meiner Kabine und schau nen Film und schlaf dabei ein. Internet gibts auch nicht wirklich, paar Terminals mit WWW-Zugang, hmmm. Egal, muss ich mit klar kommen, die Tage sind sowieso kurz wenn man arbeitet, irgendwie. Und manchmal gibts ja von Land aus freies WLAN, darauf ein Juhuuu!

Freizeit geht also einigermassen (is ja nicht so viel), Arbeit ist auch ok. Da immer wieder neue Leute an Bord anfangen, wundert sich hier niemand wirklich dass da einer ohne langjährige Erfahrung dazwischen rumspringt. Nur der Kapitän – ’sad little king of a sad little hill‘ – motzt mit täglicher Regelmässigkeit an mir herum. Das nervt, schliesslich mach ich ne gute Arbeit und kann nix machen wenn die Technik mal hier mal da streikt. So ist der Lohn eines stressigen Tages oftmals die Erklärung vom Chef des Ganzen, das man eben nix kann. Er muss es ja wissen. Egal, ich bekomm ja Geld, vermutlich genau um sowas auszuhalten. Und gibt ja auch noch andere Könige, hab aber schon gehört die sollen teils noch krasser sein, brrr.

Also, alles neu. Manches geht verloren im alten Jahr, ich nicht. Und ich hab mich auch nicht wirklich geändert, äusserlich vielleicht. Und ich freue mich, dass meine Erinnerung an die andere Welt da draussen nich so schnell verblasst, etwas Heimweh hab ich schon. Ihr könnt wissen dass ich vieles was / viele die ich grad so daheim gelassen habe gern bei mir hätte. Geht nicht, aber bald wieder… sicher!

Euch erstmal ein herrliches neues Jahr, mir etwas später auch und ich werde euch nicht vergessen, auch wenn ich nicht so oft hier im blog schreiben kann wie gedacht. Behaltet mich erstmal in Uniform-freier guter Erinerung – Grüße aus Grenada.

Mit Sicherheit!

Posted by on 25 Nov. 2008 | Tagged as: ... ? ..., Zur See

Alles hat nen Anfang (Der Anfang ist das Ende jeden Anfangs – K.S.). So auch meine Verwandlung in einen Seebären. Ohne ne vernünftige Ausbildung ist da nix zu machen, ja darf ich nichtmal nen arbeitenden Fuss auf das Schiff meiner Wahl setzen. Also gabs unter anderem nen dicken Lehrgang zum Seefunk (GMDSS) inklusive Funkzeugnis und ne Ausbildung zur Brandbekämpfung, Seenotrettung und so weiter (Basic Safety).


Ich durfte lernen was Feststander sind und Beiholtaljen, ahja.

Feststander sind starke Drähte genau bemessener Länge, die zwischen Davitarm und Heißplatte geschäkelt sind, um das Rettungsboot zum Besteigen an die Bordwand heranzuholen. Am Davitarm sind diese Stander mit Kausch und Schäkel befestigt, an der Heißplatte mit einem unter Last lösbaren Patentsliphaken.

Beiholtaljen halten das Rettungsboot an der Bordwand, nachdem die Feststander geslipt worden sind. Sie bestehen aus je zwei Blöcken und dem Läufer. Je ein Block ist an der Bordwand oder am Davitarm befestigt, der andere Block an der Heißplatte vorn und achtern. Der Läufer wird auf einer Klampe belegt, die meistens auf dem Block einer Heißplattenseite befestigt ist. Gurtläufer haben besondere Fiereinrichtungen.

Ahja. Geschäkelt, an der Heißplatte. Hmm. Belegt, auf einer Klampe. Tja. Wie man merkt, ne Menge zu lernen, aber gerade beim Sicherheitstraining auch erste praktische Kontaktaufnahme mit der Seemanns(!)kultur. Zwischen gewöhnungsbedürftig, abschreckend und interessant, irgendwo.

comic totes meer #179

Wird sich bald zeigen, wie die Realität an Bord ist, schliesslich sind nun die Vorbereitungen zu Ende. Und, ‚Das Ende ist der Anfang jeden Endes‘ (auch K.S.).

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