Und immer noch ist alles neu, obwohl ich nun schon fast nen Monat an Bord bin. Nicht, dass hier die Zeit schneller läuft, aber trotzdem ist alles recht schnell vergangen. Ich hab mich zwar noch nicht wirklich an die Uniform gewöhnt, wird auch nie passieren, der auf dem Bild bin ich nicht! Aber sonst kenne ich nun schon einige der Abläufe an Bord. Und ich finde meine Kabine bereits selbst, auch ne Leistung! Und die CrewBar, klar.

Aber eigentlich, das ging recht schnell mit dem geographischen zurechtfinden. Und ich hatte ja zwei Wochen Zeit, mich mit allem vertraut zu machen. Uwe, der sich auf seinen verdienten Weihnachtsurlaub gefreut hat, hat mich eingearbeitet. Zwei Wochen, immerhin mehr als nix. Und, seit nun auch schon wieder fast zwei Wochen bin ich selbst verantwortlich dafür, dass hier alles läuft was auf so nem modernen Schiff an Kommunkations-Technik notwendig ist.

Das ist recht anspruchsvoll, schon weil es für mich als Neuling gut mal zwei Tage dauern kann bis ich herausbekomme wo welcher Schalter ist und wozu der da sein soll. Gibt zwar Pläne für (fast) alles, aber durchsucht mal die Kabelpläne von 13 Stockwerken nach den richtigen Details. Ohne Erfahrung dauert hier alles etwas, aber man hat ja Zeit eigentlich.

Denn was ich nicht heute schaffe, schaffe ich sicher morgen. So klar war mir das noch nie, aber hier an Bord wird jeden Tag gearbeitet. Jeden Tag, egal ob Sonn- oder Feier- oder Montag. Immer heisst es früh um 7 aufstehen, immer heisst es abends 18Uhr Abendbrot. Nur das Auslaufen des Schiffes bringt etwas Abwechslung in den Alltag, da muss ich zu unterschiedlichen Zeiten prüfen ob alles o.k. ist auf der Brücke. Also auch mal nach 18Uhr, oder davor. Damit wir sicher auslaufen können. Und zwischen 18Uhr und 7Uhr hab ich Bereitschaft, wenns piept darf ich auf die Brücke rennen…

Nun, die Regelmässigkeit der Abläufe ist krass, klingt etwas wie Knast und fühlt sich manchmal auch so an. Aber ich sollte nicht klagen, prinzipiell habe ich schon ’ne Menge Freiheiten. Ich kann an Land, wenn meine Arbeit das zulässt und ne Vertretung da ist. Und das werd ich demnächst auch mal machen, bisher war immer irgendwas los, nach 4 Wochen Karibik noch keinen Schritt an Land gemacht. (Upps, gerade eben doch mal für 20 Minuten raus, yeah)

Ansonsten ist das Leben an Bord ok, die Kollegen sind nett, ich komm mit den meisten gut klar (meist geh ich ganz gerne hin, doch da bleibt so ein Gefühl…). Oben bei den Gästen treib ich mich nicht so gern rum, ist mir zu formal und ich fühl mich nicht wirklich wie in meiner Freizeit wenn ich da in Uniform rumlaufen muss. Für die Crew gibts ne CrewBar, die ist ganz ok. Nicht wirklich originell, aber es gibt billig Alkohol (Becks, Radeberger). Also etwa so wie ne 0815-Eckkneipe in nem Aussenbezirk. Und weil jeden Tag Kneipe auch nicht so doll ist, verbring ich die Abende oft auf meiner Kabine und schau nen Film und schlaf dabei ein. Internet gibts auch nicht wirklich, paar Terminals mit WWW-Zugang, hmmm. Egal, muss ich mit klar kommen, die Tage sind sowieso kurz wenn man arbeitet, irgendwie. Und manchmal gibts ja von Land aus freies WLAN, darauf ein Juhuuu!

Freizeit geht also einigermassen (is ja nicht so viel), Arbeit ist auch ok. Da immer wieder neue Leute an Bord anfangen, wundert sich hier niemand wirklich dass da einer ohne langjährige Erfahrung dazwischen rumspringt. Nur der Kapitän – ’sad little king of a sad little hill‘ – motzt mit täglicher Regelmässigkeit an mir herum. Das nervt, schliesslich mach ich ne gute Arbeit und kann nix machen wenn die Technik mal hier mal da streikt. So ist der Lohn eines stressigen Tages oftmals die Erklärung vom Chef des Ganzen, das man eben nix kann. Er muss es ja wissen. Egal, ich bekomm ja Geld, vermutlich genau um sowas auszuhalten. Und gibt ja auch noch andere Könige, hab aber schon gehört die sollen teils noch krasser sein, brrr.

Also, alles neu. Manches geht verloren im alten Jahr, ich nicht. Und ich hab mich auch nicht wirklich geändert, äusserlich vielleicht. Und ich freue mich, dass meine Erinnerung an die andere Welt da draussen nich so schnell verblasst, etwas Heimweh hab ich schon. Ihr könnt wissen dass ich vieles was / viele die ich grad so daheim gelassen habe gern bei mir hätte. Geht nicht, aber bald wieder… sicher!

Euch erstmal ein herrliches neues Jahr, mir etwas später auch und ich werde euch nicht vergessen, auch wenn ich nicht so oft hier im blog schreiben kann wie gedacht. Behaltet mich erstmal in Uniform-freier guter Erinerung – Grüße aus Grenada.